Im September 2021 gab es auf dem Gelände eines Erdgas-Kraftwerkes der Stadtwerke Greifswald eine temporäre und symbolische Besetzung der Dächer und Schornsteine. In diesem Zusammenhang wurde das Kraftwerk komplett herunter gefahren.

Bild zeigt einen Blick auf ein Kraftwerksturm, auf dem oben mehrere Personen stehen. Am Turm hängt ein vertikales Banner auf dem zu lesen ist: "Gas is over". Am Fuße des Turmes sind Gebäude, Bäume und Büsche. Im Hintergrund geht die Sonne auf und blendet den Blick stark.
Bildrechte: (C) Ole Kracht - katapult-mv.de
Sonnenaufgang über dem besetzten und abgeschalteten Erdgas-Kraftwerk in Greifswald im September 2021
(Foto: Ole Kracht – KATAPULT MV)

Pressemitteilung zu der Besetzung des BHKW Kapaunenstraße am 10.09.21

Seit heute morgen um 05:30 Uhr besetzen Aktivist*innen das Dach und den Schornstein des Blockheizkraftwerks der Stadtwerke Greifswald in der Kapaunenstraße. Mit dieser Aktion soll auf die Klimaschädlichkeit von Erdgas und der damit einhergehenden Notwendigkeit eines schnellen Gasausstieges aufmerksam gemacht werden.

Der neuste Bericht des Weltklimarat (IPCC) ist deutlicher als je zuvor. Der Klimawandel ist menschengemacht und die Folgen sind erschreckend. Häufigere und stärkere Extremwetterereignisse, Waldbrände, Meeresspiegelanstieg, Verlust der Artenvielfalt an Land und im Meer, Veränderungen im Wasserkreislauf, Bedrohung der Nahrungsmittelproduktion, Erhöhung der Gesundheitsrisiken in städtischen und ländlichen Gebieten durch Hitzewellen und veränderte Krankheitsüberträger [1].

Das Problem ist bekannt, das Problem ist global, die Ursachen sind lokal. Die Kraftwerke in Greifswald produzieren Wärme und Strom durch Kraft-Wärme-Kopplung. Diese Kraftwerke sind mit die effizientesten, dennoch wird hier zu 99 % Erdgas verbrannt [2]. Zwar wird bei der Verbrennung etwas weniger CO2 emittiert als bei anderen fossilen Energieträgern. Bei der Förderung, dem Transport und der Lagerung von Erdgas entweichen jedoch 1,7 bis 6 % des Gases und gelangen direkt in die Atmosphäre. Die Treibhauswirkung dieses Gases (hauptsächlich Methan) ist in den ersten 20 Jahren in der Atmosphäre 80-100 mal so groß wie die von CO2 [3].

Es bleibt dabei: Sauberes Erdgas ist eine dreckige Lüge!

Wir fordern den vollständigen Gasausstieg sowie den Rückbau bestehender Gasinfrastruktur. „Aktuelle Planungen und Finanzierungen neuer Gaskraftwerke und -pipelines verhindern den Ausbau erneuerbarer Energien und halten uns auf Jahrzehnte im fossilen Zeitalter fest.“, sagt Emma, eine Aktivistin vor Ort. Während die Erde um uns herum brennt, kippen wir damit Gas ins Feuer. Damit muss Schluss sein!

Die Stadtwerke müssen, wie alle anderen Energieproduzent*innen auch, schnellstmöglich 100% erneuerbar werden. Dafür ist es unabdingbar, dass erneuerbare Energien stärker gefördert werden. Daher wenden wir uns mit dieser Aktion nicht nur an die Stadtwerke, sondern vor allem an die Stadt und die überregionale Politik. Projekte wie die Solarthermieanlage hinter dem Helmshäger Berg sind ein guter Anfang. Jedoch reichen einzelne lokale Projekte nicht für den Kampf gegen den weltweiten Klimawandel. Wir müssen jetzt, hier und überall vom Erdgas wegkommen!

Kontakt: +49 xxxxxxxxxxxx
verstopfung@systemausfall.org

Quellen:

https://www.ipcc.ch/2021/08/09/ar6-wg1-20210809-pr/
https://www.sw-greifswald.de/Energie/Erzeugung/Erzeugerstaetten
Howarth, R. W.: „A bridge to nowhere: methane emissons and the greenhouse gas footprint of natural gas“ in: Energy Science & Engineering 2 (2), 2014.

Aktivist:innen besetzten seit dem Morgen das Dach des Greifswalder Blockheizkraftwerks. (Foto: O. Kracht)
Blick auf den Sonnenaufgang von der Spitze des Kraftswerks
Die Feuerwehr versucht mit einer Drehleiter zu den Aktivist*innen zu kommen