Im folgenden findet ihr einen Bericht der Turboklimakampfgruppe Kiel sowie die die gemeinsame Pressemitteilung von der TKKG, Ende Gelände Hamburg und U-Turn Hamburg.

Der Bericht der Turboklimakampfgruppe:

Heute waren wir in gemeinsam mit Ende Gelände Hamburg und U-Turn Hamburg in Brunsbüttel um gegen das mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck neu eingeweihte LNG-Terminal zu demonstrieren. Pünktlich zum einlaufen des Schiffes war er zum Pressetermin erschienen, mitsamt einem schier unglaublichen Aufgebot an Polizei. Wir protestieren gegen das Terminal, weil ein weiterer Ausbau von fossiler (gefrackter) Energie die Klimakrise noch weiter antreibt und somit die Lebensgrundlage und das Leben von Millionen von Menschen weltweit, insbesondere im ‚globalen Süden‘ bedroht.

Dass nun Verträge mit Katar geschlossen wurden, die mindestens 15 Jahre LNG liefern sollen, macht die Behauptung umso absurder, dass das LNG der Ausweg von Abhängigkeiten in der Energieversorgung von menschenrechtsverachtenden Regimen darstellt. Ließen sich regierende Politikerinnen bei der wm 2022 in Katar noch stolz mit Regenbogenarmbinden zum Protest gegen die frauen- und lgbtq-feindliche Politik ablichten, ist es ihr dieses mal anscheinend egal. LNG ist also nicht nachhaltig, schafft keine Unabhängigkeit von Demokratiefeindinnen und es ist auch keine Brückentechnologie. Sollte der Plan wirklich sein, so schnell wie es geht auf ‚grünen Wasserstoff‘ etc umzubauen, würden keine 15 jährigen Verträge geschlossen werden, zudem müssten dafür schon beim Bau zahlreiche Vorkehrungen eingehalten werden, wozu die Betreiberinnen und die zuständigen Ministerien weitgehend schweigen.
Während für das LNG-Terminal die demokratischen Möglichkeiten von bspw. Umweltverbänden vor Gericht zu klagen massivst eingeschränkt, quasi unmöglich gemacht wurden um den Bau zu beschleunigen, dauert es weiterhin viele Jahre, bis Windparks genehmigt werden. Sieht so grüne Klimaschutzpolitik aus? Sieht so überhaupt eine Politik aus, die sich am 1,5 Grad Ziel orientiert, welches Gesetz und somit für die Bundesregierung verpflichtend ist? Wir denken nicht.

Wir wurden, zunächst zu 15. in einer Seitenstraße stehend ziemlich plötzlich von insgesamt 50-60 Polizist*innen eingekesselt, die ziemlich aggressiv nach unseren Personalien verlangten und „präventiv“ alle unsere Taschen sowie ein Auto durchsuchten. Menschen wurden geschubst und angeschrien, einen Vorwurf konnte die Polizei allerdings nicht machen. Stundenlang versuchten wir eine spontane Versammlung anzumelden, was uns jedoch lange Zeit verwehrt wurde. Wir könnten keine Versammlung anmelden, solange wir in einer polizeilichen Maßnahme seien. Während dessen kreiste immer mal wieder eine Drohne über unseren Köpfen und ein Hubschrauber flog Richtung Terminal und wieder zurück.

Erst nach 2,5 Stunden im Kessel durften wir dann endlich rausgelassen werden und in Begleitung von 15-20 Polizist*innen zur angemeldeten Kundgebung an der Straße zum Terminal und 5 weiteren Menschen dazustoßen. Dort angekommen haben wir gegrillt, Akkordeon gespielt und unseren Protest gegen das schwimmende LNG-Terminal sowie jeden Neubau von fossiler Industrie gezeigt!

Hier die gemeinsame Pressemitteilung von TKKG, Ende Gelände Kiel und U-Turn:

++ Klimaaktivisti demonstrieren vorm Terminal ++ Erstes Flüssiggas in Brunsbüttel ++

20.01.2023 Zum feierlichen Empfang des schwimmenden LNG-Terminals Höegh Gannet in Brunsbüttel protestieren die TurbokKlimaKampfGruppe Kiel, Ende Gelände Hamburg und U-Turn gegen den Neubau von fossiler Infrastruktur und das Greenwashing der Industrie und Regierung. Umweltverbände und Aktivist*innen kritisieren schon seit Jahren die Etablierung von Flüssiggasterminals als Brückentechnologie. „Wir müssen so schnell wie möglich raus aus der Versorgung durch fossile Energieträger. Flüssiges Erdgas ist keine Brückentechnologie. Ein Neubau von Infrastruktur, die sich jahrzehntelang vertraglich an die Nutzung von fossilem Brennstoff bindet, ist kein Beitrag zu den Klimaschutzzielen.“ sagt Ariel Mertens, Sprecherin der Aktivist*innen.

Während bei der Verbrennung von Erdgas weniger klimaschädliches CO2 anfällt, als bei anderen fossilen Energieträgern, wird bei der Förderung, Lagerung und dem Transport von Flüssigerdgas Methan freigesetzt, aus dem Erdgas besteht, und welches auf einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet eine 84-fach schlechtere Klimabilanz besitzt als CO2. Unterm Strich ist es damit eine der klimaschädlichsten Formen der Energiegewinnung.  Auch das Argument, die Infrastruktur könne anschließend für grünen Wasserstoff oder Ammoniak genutzt werden, stellt sich als fragwürdig heraus. „Der Wechsel von LNG auf Wasserstoff oder Ammoniak lässt sich nicht ohne weiteres durchführen. Beide Stoffe besitzen ganz andere chemische Eigenschaften, die beim Bau schon berücksichtigt werden müssten. Nach den zurückhaltenden Aussagen der Betreiberfirmen und der Landesregierung ist es sehr zweifelhaft, ob das umgesetzt wird.“, äußert sich Ariel Mertens. Auch das Frauenhoferinstitut sieht die Umrüstpläne mit großer Skepsis. In einer Veröffentlichung aus dem November 2022 schreibt es, „dass eine spätere Umrüstung von LNG-Terminals zum Import von Flüssigwasserstoff oder Ammoniak mit großen Unsicherheiten behaftet ist.“ [1]

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Während sich die Grünen 2020 noch gegen LNG ausgesprochen haben, sieht es heute in der Regierungsbeteiligung anders aus und der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminster Robert Habeck ist ein großer Befürworter der Technologie. Ende November 2021 wurde bekannt, dass ein Vertrag mit Katar über Gaslieferungen über 15 Jahre ab dem Jahr 2026 zustande gekommen ist. Dazu kritisiert Ariel Mertens: „Der Gas–Deal mit Katar ist ein fauler Kompromiss. Die Bundesregierung schafft damit nur neue Abhängigkeiten zu einem autoritär regierten Regime in dem Frauen, LGBTIQ+ und Oppositionelle unterdrückt werden. Auch Exportländer wie die USA, Kanada, Argentienien oder Australien sind kritisch zu sehen. In diesen Ländern wird das Gas durch Fracking gefördert, unter dessen Auswirkungen die Bevölkerung und insbesondere die Indigenen Communitys massiv leiden. Wir müssen diese neokoloniale Ausbeutung und die weitere Zerstörung Indigener Lebensräume verhindern!“  Fracking ist eine Technik der Gasförderung, bei der giftige Chemikalien in tiefe Gesteinsschichten eingebracht werden. Fracking belastet massiv die Böden und das Grundwasser und sorgt für einen signifikanten Anstieg von Erkrankungen wie Leukämie, Herzkreislauferkrankungen und Atemwegserkrankungen und hat zudem einen schädigenden Einfluss auf Ungeborene. Aufgrund der gesundheitlichen und umweltschädlichen Auswirkungen ist Fracking in Deutschland verboten. 

„LNG kann nicht halten, womit es angepriesen wird. Das Geld und die Anstrengung, die jetzt eingesetzt werden um neue fossile Infrastruktur aufzubauen, wäre im Ausbau erneuerbarer Energien besser aufgehoben. Schon jetzt leiden Milliarden Menschen unter den Auswirkungen des Klimawandels. Überschwemmungen, Starkregenereignisse und Dürren rauben vielen Menschen, vor allem im globalen Süden, die Lebensgrundlage und führen zu neuen Konflikten und Fluchtbewegungen. Wir sollten alles daran setzten jetzt die Auswirkungen des Klimawandels so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Nicht nur in unserem Interesse, sondern auch in Solidarität mit den kommenden Generationen und allen Menschen die jetzt schon vom Klimawandel betroffen sind!“, schließt Ariel Mertens ab.

Quellen: [1] https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2022/presseinfo-25-lng-terminals-wasserstoff-ammoniak.html