Im Anhang befinden sich Karten der geplannten Trasse für die Pipeline.
Im Herbst sollen die Bauarbeiten für eine Gaspipeline in Brunsbüttel bereits losgehen. Schon seit mehreren Jahren ist ein LNG Terminal dort im Gespräch. Angefeuert durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die aktuelle Krise in der Gasversorgung wurden die rechtlichen Hürden für den Bau durch den Landtag Schleswig-Holstein und die Bundesregierung enorm vereinfacht und die Klagemöglichkeiten extrem eingeschränkt. Erhofft wird sich dabei eine Unabhängigkeit Deutschlands von russischen Erdgas. Dabei soll das LNG aus Ländern wie Katar, Australien, den USA oder Kanada kommen, in denen es zum Teil durch extrem umweltschädliches und neokoloniales Fracking gewonnen wird. Auch die Menschenrechtslage in Katar wird dabei vollkommen ignoriert.
LNG steht für Liquified Natural Gas. Also flüssiges Erdgas. Das Gas wird auf ca -160°C abgekühlt und verflüssigt. Das Volumen verringert sich bei dem Prozess um das sechshundertfache und lässt sich so gut in großen Mengen per Schiff transportieren. Da bei der Verbrennung weniger CO2 als bei anderen fossilen Brennstoffen ausgestoßen wird, wird es auch als Brückentechnologie hin zu einer reinen Versorgung durch erneuerbare Energien angesehen. Allerdings wird außer acht gelassen wie viel Methan bei der den verschiedenen Schritten von Förderung zur Verflüssigung über Transport bis zur Regasifizierung freigesetzt wird. Erdgas besteht zu einem großen Anteil aus Methan das auf 20 Jahre gerechnet eine um das 84fache schlechtere Klimabilanz besitzt wie C02. Durch die zusätzlichen Emissionen des Methans ist LNG zum Teil deutlich klimaschädlicher als zum Beispiel Kohle. Vor allem bei LNG aus Kanada und den USA, aber auch in aktuell für den europäischen Markt noch nicht so wichtige Förderländer wie Kolumbien, Südafrika oder Argentinien wird das Erdgas durch Fracking gewonnen. Dabei wird ein Chemiegemisch in tiefe Gesteinschichten geleitet um das Erdgas zu lösen. Das Fracking benötigt enorme Mengen an Wasser und verschmutzt zusätzlich das Grundwasser. Und das in Regionen, die vor allem von der indigenen Bevölkerung bewohnt werden und zum Teil jetzt schon unter Wassermangel leiden. Auch sind die Hauptprofiteure Großkonzerne aus dem globalen Norden während die Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörung der globale Süden zu tragen hat. Gegen diese neokolonialen Strukturen gilt es zu kämpfen.
Ab Januar 2023 soll ein schwimmendes Terminal in Brunsbüttel anliegen um LNG ins Gasnetz einzuspeisen. Die Infrastruktur dafür muss allerdings erst noch geschaffen werden. Eine ca. 3km lange Pipeline soll vorerst den Hafen mit der Stadt Brunsbüttel und der Gasleitung des SH-Netz verbinden. Bis zum Ende des Jahres soll diese Leitung stehen.
Aber auch eine weitere Pipeline bis nach Hetlingen im Kreis Pinneberg soll entstehen. Diese ca. 55km lange Pipeline soll durch die Marsch verlaufen und wird beim Bau wertvolle Moorböden entwässern und zerstören. Dabei werden große Mengen an CO2 und anderen gebunden Schadstoffen frei. Nach aktuellem Stand soll diese Pipeline bis zum Ende 2023 fertig gestellt sein. Ein festes LNG-Terminal Chemcoastpark soll im Jahr 2026 fertigestellt werden und anschließend das schwimmende Terminal ersetzen. Dabei soll die eingespeiste Menge an Erdgas von 3,5 Mrd. Kubikmeter auf bis zu 10 Mrd. Kubikmeter steigen. Auch soll das feste Terminal die Möglichkeit bieten, Wasserstoff aufzunehmen. Ob das technisch überhaupt möglich ist, ist sehr fragwürdig. Öffentlich ausliegende Pläne für den Bau des festen Terminals gibt es jedenfalls bisher nicht.
In den letzten Jahren regte sich Widerstand gegen die Pläne. So wurde im Mai 2020 der Bauplatz des LNG-Terminals für mehrere Tage besetzt. 2021 gab es Massenblockaden durch das Klimagerechtigkeitsbündnis Ende Gelände. Wir haben uns die Mühe gemacht eine Karte der zukünftigen Trasse zu erstellen. Die Bauarbeiten sollen nicht ungestört bleiben. Auf der langen Strecke gibt es viele Möglichkeiten sich kreativ auszutoben. Der Staat hält sich nicht an seine eigenen Klimaschutzpläne und zementiert durch den Bau weitere fossile Infrastruktur die auf Jahrzehnte genutzt werden wird. Klimaschutz ist und bleibt Handarbeit. Daher hier ein kleiner Aufruf: Lasst uns gemeinsam das Bauvorhaben scheitern lassen! Baustellen lassen sich besetzen, Bagger und Baufahrzeuge auf viele verschiedene Arten blockieren, sabotieren oder zerstören, Pipelinerohre können unbrauchbar gemacht werden.
Eine wirkliche Alternative zu fossilen Energien können nur erneuerbare Energien sein. Die Aufgabe muss es sein diese massiv auszubauen und gleichzeitig den Energiebedarf zu reduzieren. Wir brauchen eine sozial-ökologische Wende in allen Lebensbereichen die wir der kapitalistischen Verwertungslogik entgegenstellen. Für eine lebenswerte Welt für alle Menschen, gegen Kapitalismus, Neokolonialismus, Ausbeutung und die Zerstörung unser aller Lebensgrundlage muss sich organisiert und gekämpft werden.
Ob durch Demonstrationen, Sitzblockaden, Besetzungen oder Militanz – Gemeinsam den Bau zum Desaster machen!